Aschenbecher Hamburg?

Wusstest Du, dass in Hamburg täglich ca. 3 Millionen Kippen neben den Mülleimern landen? Oder in anderen Worten: jede Sekunde schnippen irgendwo in der Stadt 30-40 Raucher und Raucherinnen ihren Zigarettenrest in ihre Umgebung und machen die Stadt damit zum Aschenbecher. Und das in den allermeisten Fällen ohne sich über die Folgen für die Umwelt und ihre eigene Gesundheit bewusst zu sein. Das muss sich ändern!




Sondermüll Zigarettenkippen

Zwei Drittel aller gerauchten Zigaretten landen in der Umwelt.[1] Jährlich sind das weltweit geschätzte 4,6 Billionen Zigarettenkippen und bis zu 680.000 Tonnen kleinteilig gestreuter Sondermüll.[1] Meistens werden die Kippen dort fallen gelassen, wo sie geraucht werden und sammeln sich so auf Bürgersteigen, in Parks, auf Kinderspielplätzen und an Strandpromenaden. Oftmals landen sie im Abwassersystem, welches sie dann auf weite Reisen durch Flüsse und Ozeane schickt. Tatsächlich machen Zigarettenkippen 30-40% des an Stränden gesammelten Mülls aus und stellen global die größte Einzelquelle von Abfall in der Umwelt dar.[1]

 

Das ist weit mehr als ein rein ästhetisches Ärgernis. Die Filter – meist aus Celluloseacetat[2] – sind biologisch nicht abbaubar und enthalten eine Vielzahl toxischer Substanzen, wie Pestizide und Insektizide, Nikotin, Arsen, Kadmium, Teer und Blei. Durch das Rauchen konzentrieren sich die Giftstoffe im Filter und lösen sich dann in der Umwelt – unterstützt durch die photo-oxidative Zerkleinerung (Verwitterung, Sonneneinstrahlung) – wieder heraus. So akkumulieren sich Filter für Filter schädliche Substanzen in unserem Grundwasser, in wertvollen und einzigartigen Ökosystemen rund um den Globus und somit auch in unserer eigenen Nahrungskette. Und dabei braucht es nicht viel:

 

Bereits eine Zigarettenkippe pro 8L Wasser ist akut toxisch und tödlich für Wasserflöhe, wie eine Laborstudie ergab[3] und kann 40-200L Grundwasser verunreinigen[4].

 

Grund genug, eine nachhaltige Lösung für das Problem zu finden!



Von uns bei der Rindermarkthalle aufgestellter Ballot Bin. Daneben eine Säule mit gesammelten Kippen von Oclean.
Von uns bei der Rindermarkthalle aufgestellter Ballot Bin. Daneben eine Säule mit gesammelten Kippen von Oclean.

Lösungsansätze

Einige Ideen zur Verbesserung der Situation sind:

  • Höherer politischer Druck auf die Zigarettenhersteller für eine Rücknahmepflicht, respektive Beteiligung an Reinigungskosten und Beseitigung von Umweltschäden
  • Mehr Standmülleimer mit integriertem Aschenbecher/Kippenbehälter
  • Mehr Aufklärung über die Schäden
  • Höhere Strafen für's Wegwerfen und mehr Kontrolle

Aufmerksamkeit für das Problem schaffen auch Kippen-Sammelaktionen, wie ➜ Oclean sie bspw. gelegentlich in Hamburg organisiert und bei denen wir uns immer gerne beteiligen.

 

Einen spielerischen Ansatz um Raucher zu umweltfreundlichem Handeln zu motivieren verfolgen die Ballot Bins, die inzwischen auch an einigen Stellen in Hamburg zu finden sind. Sie sind eine Kombination aus Aschenbecher und Umfragebox. Mit dem Einwurf der Kippe auf der linken oder rechten Seite kann zu den mehr oder weniger wichtigen Fragen des Alltags abgestimmt werden 😉. Aber aktuell ist strittig, ob das Konzept in der Praxis tatsächlich gut funktioniert.

 





Quellen

  1. World Health Organisation (2017): Tobacco and Its Environmental Impact: An Overview. Geneva.
  2. Novotny TE, Lum K, Smith E, Wang V, Barnes R (2009): Cigarettes butts and the case for an environmental policy on hazardous cigarette waste. Int. J. Environ. Res. Public Health.
  3. Register K (2000): Cigarette Butts as Litter - Toxic as Well as Ugly. Underw. Nat. - Bull. Am. Littoral Soc. 25(2).
  4. https://tobaccocontrol.bmj.com (Abgerufen am 18. Mai 2019)

Fotografien: Anika Häntschke